Handball: Der Job als Handball-Schiedsrichter gehört zu den schwersten im Sport. Laut verschiedener Studien trifft der Referee bis zu zehnmal mehr Entscheidungen als ein Fußball-Unparteiischer. Er muss auf dem Spielfeld viel Verantwortung übernehmen und in kniffligen Situationen immer Ruhe bewahren. Einer von ihnen ist der erst 15-jährige Lars Brosig vom TV Kirrweiler.
«Kirrweiler.» Es lastet viel Druck auf seinen Schultern, denn der Handball-Schiedsrichter hat die komplette Kontrolle über die Akteure auf dem Feld, die das tun müssen, was er pfeift.
Eben mit diesem Druck muss ein Unparteiischer umgehen können, so wie Lars Brosig vom TV Kirrweiler. Der 15-Jährige ist seit 2018 offizieller Schiedsrichter im Pfälzer Handball-Verband (PfHV). Mit dem Pfeifen hat er 2016 angefangen, nachdem er das dreistündige Young-Referee-Projekt des PfHV durchlaufen hatte. „Nach dem Projekt durfte ich in Kirrweiler Spiele der männlichen und weiblichen E- und D-Jugend leiten“, berichtet Brosig. Nach zwei Jahren entschloss er sich dann, die Ausbildung zum offiziellen Schiedsrichter zu machen. „Ich wollte mich noch mehr für den Verein einsetzen und auch mein erstes eigenes Geld verdienen“, meint Brosig. Neben der fest vorgeschriebenen Aufwandsentschädigung für die Spielleitung und dem Spesengeld bekommt ein Schiedsrichter auch die Fahrtkosten erstattet. So komme Brosig pro Spiel auf 30 bis 50 Euro, je nachdem, wie weit die Halle von seinem Wohnort entfernt sei.
Es gibt laut Thorsten Kuschel, Schiedsrichter-Lehrwart und Jung-Schiedsrichter-Verantwortlicher des PfHV, aktuell 130 Schiedsrichter im PfHV. Von diesen seien ungefähr ein Drittel sogenannte Jungschiedsrichter. „Obwohl gut 75 Prozent der eingetragenen Vereine im Verband mindestens einen Schiedsrichter stellen, gibt es immer noch zu wenige, da für jede angemeldete Mannschaft pro Verein ein Unparteiischer gestellt werden muss“, erklärt Kuschel. Dadurch müssen die Vereine für jeden fehlenden Schiedsrichter 250 Euro Strafgeld zahlen. Brosig und seine Schiedsrichterkollegen sind also ein Segen für jeden Verein, da sie ihm viel Geld einsparen. So gibt der Verein Brosig auch etwas zurück: „Der TV Kirrweiler hat meine komplette Ausrüstung bezahlt“, sagt er.
Dass ein Schiedsrichter oft der Buhmann ist und den Frust der Zuschauer und Spieler abbekommt, weiß Brosig: „Ich wurde schon häufig von den Eltern auf der Tribüne angebrüllt, aber ich habe gelernt, diese Kommentare einfach zu ignorieren. Ich denke mir: So wie ich das mache, mache ich es gut. Denn ich kenne die Regeln, die nicht.“ Er hat aber auch schon zahlreiche positive Erfahrungen gesammelt: „Es kamen nach dem Spiel Trainer oder Zuschauer zu mir und haben mir gesagt, dass ich meine Sache sehr gut mache und unbedingt weiter Pfeifen solle. Das motiviert einen schon“.
Das Hobby als Handballschiedsrichter ist alles andere als einfach: „Da ich schon seit fast zehn Jahren selbst aktiv Handball spiele, kannte ich bereits alle Handzeichen und Abläufe. Das war vorteilhaft zu Beginn. Am Schwersten ist für mich, viele verschiedene Dinge gleichzeitig zu beachten“, informiert Brosig. Er bekomme seine eigenen Spiele und die als Schiedsrichter sehr gut unter einen Hut, da er die Tage, an denen er selbst spielt, „sperren“ lässt, sodass der Verband weiß, dass er nicht zur Verfügung steht. Und er hat auch noch einen Tipp für Anfänger parat: „Man sollte immer weiter am Ball bleiben und sich auf gar keinen Fall von den Rufen aus dem Publikum verunsichern lassen.“
Quelle: https://www.rheinpfalz.de/lokal/neustadt/artikel/vom-publikum-nicht-verunsichern-lassen/
Bild: Der Kirrweilerer Lars Brosig ist einer von 130 Unparteiischen im Pfälzer-Handball-Verband (Foto: Mehn)